Ich sitze im Wartezimmer einer Arztpraxis für meinen zweiten Impftermin. Ein Mitarbeiter, der ein bisschen so wirkt, als hätte er eine Schilddrüsenüberfunktion (leicht hektische Aura), kommt herein. Er spricht meinen Sitznachbarn an, ob dieser bereits sein Impfbuch zurück erhalten habe. Die Beiden diskutieren ziemlich laut hin und her, er nimmt ihm seine Kladde mit den Unterlagen ab, dann zeigt er plötzlich auf mich: „Den Kugelschreiber zurück auf den Tisch!“ Ich gehorche. Und dann etwas zackig im Ton: „Kommen Sie mit!“
Ich folge ihm in ein Behandlungszimmer, er stellt sich als Arzt vor – vermutlich eine Urlaubsvertretung.

Er atmet laut aus: „Sind Sie in der Zwischenzeit seit dem ersten Termin schwanger geworden?“
Ich: „Nein.“ (Komisch, das bin ich nicht beim ersten Mal gefragt worden… vielleicht ging man davon aus, dass ich es schon sagen würde, wenn es denn so gewesen wäre.)
Er: „Haben Sie sonst wie allergisch auf die Erstimpfung reagiert?
Ich: „Nein.“
Er: „Sind Sie Links- oder Rechtshänder?“
Ich: „Seit der Impfung habe ich gemerkt, wie viel man dann doch mit Links macht…“
Er (lauter): „Ja, aber die Hauptarbeit werden Sie trotzdem mit Rechts machen. Sie greifen, schreiben und halten vieles mit Rechts, ich würde Ihnen nicht den rechten Arm impfen wollen.“
Ich: „Ich sage ja nur, dass es mir einfach aufgefallen ist…“
Er (immer noch sehr laut): „Ja, kann ja sein, trotzdem nicht zu empfehlen den rechten Arm zu nehmen!“ (Verstaaaanden… Maaaannn!)
Er spult weiter runter: „Falls nun nach dieser Impfung irgendwelche Reaktionen wie Gliederschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Rötung der Einstichstelle mit Schmerzen, Schwellung und Hitzeentwicklung im Arm auftauchen sollten, suchen Sie bitte einen Arzt auf. Sie dürfen heute und Morgen keinen Sport machen und sollten die nächsten zwei bis drei Tage sich nichts Großes vornehmen.“
Ich (empört): „Also jetzt habe ich Angst. Das letzte Mal ist mir das alles nicht gesagt worden. Das fand ich besser.“
Er: „Das ist aber nicht richtig, Sie hätten belehrt werden müssen.“
Ich: „Also ich gehe davon aus, wenn ich nichts höre, dann wird auch alles gut sein. Das ist jetzt anders.“
Er (heftiger): „Ich sage ja nur, was alles passieren könnte, es muss aber gar nicht eintreten.“
Ich: „Na toll, das beruhigt mich jetzt auch nicht. Und ich darf wirklich keinen Sport machen?“
Er (wieder lauter): „Also wenn Sie Fieber haben und schmerzende Gliedmaßen, ja, dann ist Sport nicht zu empfehlen.“
Ich: „Ach so… na, das ist ja klar.“
Er: „Machen Sie nun bitte den linken Oberarm frei.“
Ich: „Moment, die Kanüle ist größer als beim letzten Mal!“
Er: „Nein, das ist die Gleiche.“
Ich: „Nein, ist sie nicht. Sie haben mich doch gar nicht geimpft. Die ist definitiv größer als beim letzten Mal!“
Er: „Nein, die sind alle gleich groß!“
Ich: „Das stimmt nicht, beim letzten Mal habe ich mich ja regelrecht gewundert, dass die Kanülen so dünn sind. Das ist eine Dickere! Ich habe eine Spritzenphobie.“
Er: „Das hätten Sie mir doch gleich sagen können, dann hätte ich Ihnen die Spritze doch gar nicht gezeigt!“
Ich: „Das ist jetzt auch nicht hilfreich!“
Er: „Es ist doch gleich vorbei. Lassen Sie den Arm ganz entspannt hängen und schauen Sie weg.“
Ich reiße mich zusammen. Es tut weh, aber es ist auszuhalten. Es ist definitiv eine dickere Kanüle.
Er: „Jetzt können Sie den Tupfer halten.“
Er holt ein Pflaster und will es mir auf die Einstichstelle kleben. Ich zucke reflexhaft zurück.
Er blafft mich an: „DAS ist ein PFLASTER!“
Ich muss lachen: „Jetzt ist es halt vorbei mit meiner Impfbereitschaft.“

Er: „Sie warten jetzt noch zehn Minuten vor der Tür, ob alles soweit okay bleibt.“
Ich: „Häh? Das musste ich beim letzten Mal auch nicht.“
Er (seufzend): „Heut‘ ist halt alles anders.“