Ich helfe in einem Pflegeheim aus. Eine ältere Bewohnerin liegt im Sterben. Die Tochter am Telefon möchte, dass wir ihre Mutter in ein Krankenhaus einweisen, was die Bewohnerin selbst schriftlich vorher abgelehnt hat.
Nun soll ich irgendwie heraus finden, ob diese nun bleiben oder ihrer Tochter den Gefallen tun möchte.
Ich sitze an der Bettkante, beuge mich zu ihr herunter und frage diese zarte in sich zusammen gefallene Person: „Frau Schmid, würden Sie lieber in ein Krankenhaus gehen?“ Nach einem langen Moment schüttelt sie leicht den Kopf und haucht ein Nein aus.
Ich drehe mich zu dem Pfleger hinter mir. Dieser zuckt die Achseln. „Tja… Das können wir dann nicht tun“, sagt er.
Ich schaue sie an. Ihre halb geöffneten Augen blicken nach innen, die eingefallenen Wangen ziehen ihre Lippen auseinander, der Mund ein kleine dunkle Mulde.
„Frau Schmid,“ frage ich erneut. „Wie heißen Sie mit Vornamen?“
Sie dreht sich irgendwann leicht in meine Richtung. Eine Haarsträhne, die mir aus dem Zopf gefallen ist, baumelt vor ihr. Ihre kleinen Augen fixieren sich langsam auf diese. Wie in Zeitlupe hebt sie ihre schmalen Finger danach, streicht an ihnen entlang.
Ein zartes Lächeln – vielleicht bilde ich mir das auch ein.
Irgendwann, leise: „Das weiß ich nicht…“