Neukölln kann so brutal sein… vor allem im Verkehr – gefühlt minutenlang kommt man als Fußgängerin nicht über die Straßen, auf dem Bike muss man immer mit dem Schlimmsten rechnen – auch von und mit anderen BikerInnen. Es ist ein ewiger Kampf auf immer voller werdenden Wegen.

Und doch gibt es da diese anderen Momente, die unverhofft Risse in diese Wände hauen, die man immer wieder um sich herum aufbaut.

„Baba, isch küsse Dein Herz,“ raunzt jemand neben mir in sein Handy. So laut, dass es den Verkehrslärm einen Moment übertönt. Unruhig tritt der junge Mann von einem Bein auf das andere, während er das Telefon an sein Ohr presst. Die weiteren Worte gehen unter in der nächsten Welle vorbei rauschender Vehikel und Menschentöne.

Eine Ecke weiter stehen drei Männer über einer älteren Frau, die seitlich auf dem Gehweg liegt und glotzen etwas ratlos auf sie hinunter. Sie reden mit ihr und trauen sich doch nicht, sie anzurühren. Dann greift man zusammen beherzt zu und stellt die Dame auf die Beine. Sie hat sich wohl nur am Handgelenk verletzt. Ein Mann fuchtelt mit dem Zeigefinger vor ihre Nase herum: „Schaust Du Omi, siehst Du meinen Finger?“
Sie lachen, bevor sie leicht humpelnd ihres Weges zieht.

Neukölln… seufz… hier ein Titel einer Schmonzette aus den 80er Jahren, der es ganz gut für diesen Moment zusammen fasst: hart, aber herzlich.