Auf einer fiktiven Bühne an einem wackligen Küchentisch irgendwo in Berlin – ein ausgedachtes Gespräch zu einem Thema der unseren Zeit zwischen den klassischen Antipoden der Menschheitsgeschichte: Frau und Mann.
Sie (grübelnd): „Warum haben Grüne eigentlich eher ein Problem damit, mit Konservativen in Kontakt zu sein, als umgekehrt?“
Er (hinter einen großen schwarzen Zeitung hervor brummelnd): „Weil die Grünen ihre so-called Toleranz nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen übrig haben. Bedrohte Minderheiten zum Beispiel.“
Sie (einigermaßen empört): Gib’s zu, Ihr Schwarzen sucht doch die Nähe zu Grünen, um Euer schlechtes Gewissen zu erleichtern.“
Er (kurz hinter seiner Zeitung hervor lugend): „Na, dann musst Du doch zugeben, dass wir Schwarzen ein Gewissen haben.“
Sie (der Schnappatmung nahe): „Ach und das reicht aus, oder was? Du solltest mit uns Grünen Morgen auf die Demo für den Kohleausstieg gehen, um zu zeigen, dass es Dir um einen wahren Konservatismus geht, nämlich um die Bewahrung der Schöpfung!“
Er (ruhig): „Nein, ich werde da nicht mit hingehen.“
Sie (aufgebracht): „Warum denn nicht? Bist Du etwa nicht für den Kohleausstieg?“
Er (seufzend): „Doch, bin ich. Aber nicht auf so naive und realitätsfremde Weise.“
Sie (wütend und hilflos): „Das ist so ignorant! Man kann sich nicht immer die Rosinen raus picken!“
Er (gutmütig): „Na, das sagen ja die Richtigen. Wer den Kohleausstieg will, muss auch dem Ausbau der Stromtrassen zustimmen.“
Sie (etwas verzweifelt): „Es geht doch um das große Ganze! Wir müssen ein Zeichen setzen! So geht es einfach nicht weiter. Dieses ’nach uns die Sintflut‘ und diese bequeme Begründung, dass eine stabile Wirtschaft der Garant für den Weltfrieden bedeutet, das ist so 50er.“
Er (beschwichtigend): „Merkst Du eigentlich, dass ich viel weniger ein Problem damit habe, dass Du da hin gehst, als Du, dass ich nicht hingehe? Wie war das noch mal mit der Toleranz?“
Sie steht auf; meditieren.