An der Kasse eines Zeitschriftengeschäftes an unserem Urlaubsort steht eine Dame höheren Alters neben bzw. vor mir. Sie quatscht irgendwas in diesem eleganten Small-Talk-Style der Franzosen mit der Kassiererin, während ich mich noch nach den Comics hinter mir umdrehe.

Als ich meine Hefte bezahle, starrt sie mich auffällig offensichtlich von der Seite an. „Excusez-moi,“ sagt sie höflich mit einem leicht irritierten Ausdruck in ihrem Gesicht. „Sind Sie Anais So-und-so?“ (Den Nachnamen habe ich nicht verstanden.)

Ich schüttle mit einem Bedauern den Kopf, „Non, wir sind hier in den Ferien, nur Touristen aus Deutschland.“ Sie nickt langsam, sieht mich jedoch weiter befremdlich an. Ich frage sie neugierig, wer Anais sei. Erst da fällt mir auf, dass sie mein noch immer blau verfärbtes Augenlid von einem blöden Fahrradunfall mustert. „Oh, désolée, j’ai pensée vous êtes la femme du Maire de …“

Jetzt muss ich laut lachen. Nein, leider bin ich nicht die Frau von irgendeinem Bürgermeister hier. Sie brabbelt weiter in einem Affentempo irgendwelche Stories über jene Anais und ihren Ehemann auf mich ein, was ich höflich jedoch eher verständnislos abnicke, während sie zielstrebig nach meinen gerade bezahlten Zeitschriften greift und sich zum Gehen umdreht. Ich bin zu verblüfft, um zu reagieren, doch die Kassiererin greift beherzt ein: „Madame, ca c’est pas à vous!“

Mit einem kichernden Schwenk hält mir die muntere Gelegenheitsdiebin meine Zeitschriften hin: „Mais oui, das sind ja gar nicht meine Zeitschriften! Das sind die von Anais!“ Und mit einem Blick auf mein blaues Auge ruft sie mir zu: „Fais gaffe à toi, Anais!“

Pass auf Dich auf, Anais. Wer und wo auch immer Du bist.