An der Jannowitzbrücke muss ich an einem bereits sehr warmen Morgen in eine völlig überfüllte S-Bahn steigen. Den Hund nehme ich vorsichtshalber auf den Arm.
Eine Station später am Alex steigt eine resolute Dame ein.
„So, und nun alle mal hier aufrücken! Gehen Sie doch mal durch! Dann können die Leute auch einsteigen!“ Schimpft sie in den stickigen Raum.
Langsam und zögerlich rücken die Menschen auf. Es gibt erstaunlicherweise keine Widerrede.
Sie hat ja Recht, doch in der Hitze des Wagons steht man halt lieber an den Türen.
„Und dann machen Sie alle Fenster auf! Ist ja nicht auszuhalten hier!“
Hände greifen folgsam nach den Fenstergriffen und öffnen, was sich öffnen lässt.

Als auf einem nahen Vierer Plätze frei werden, setzt sie sich ans Fenster. Ein Jugendlicher lässt sich in dem immer noch vollen Wagon neben sie fallen. Ich stehe mit dem Hund auf dem Arm im dichten Gedränge und habe nicht mal eine Hand frei, um mir den Schweiß von der Stirn wischen.
„Oh Nein!“ Sie scheucht ihn umgehend auf und zeigt auf mich. „Du lässt die Frau mit dem Hund hier sitzen.“
Ich bin unendlich dankbar.
Als ich ihr das sage, rüttelt sie ihre Tasche auf ihrem Schoß zurecht. „Jemand muss doch mal in diesem Elend hier durchgreifen!“