Heute am Landwehrkanal: eine junge Frau mit Kind hetzt ihren kleinen Köter auf eine am Ufer ruhende Gruppe von Schwänen. Ich kann nicht anders, als diese blöde Kuh anzuschreien, ob sie sie denn noch alle hätte. Sie blafft zurück, was ich mich so aufregen würde, es seien doch nur Schwäne und ihr Hund würde eh hinter jedem Vogel her rennen. Da könne sie gar nichts gegen machen.
Ich bin so wütend, auch über so eine blöde Ausrede, dass ich ebenso blöd zurück argumentiere: „Ich könnte das Ordnungsamt rufen, Dein Hund darf hier überhaupt nicht ohne Leine laufen!“ Das ist eine faule Aussage – gähn – ich kann nur gar nicht schnell genug die automatische Handfeuerwaffe bis zum Anschlag leer schießen.
Sie steht mir in nichts nach und blöckt genauso idiotisch zurück: „Ach ja? Dann ruf doch das Ordnungsamt auch gleich für all die Leute, die da verbotenerweise die Schwäne mit Brot füttern!“
Okay… ein total doofer Vergleich, aber ich sage trotzdem: „Das stimmt. Das ist auch nicht in Ordnung. Aber einen Hund auf Schwäne zu hetzen ist ja eine ganz andere Nummer. Ich hetz‘ doch auch niemanden auf Dein Kind!“
Oh, da habe ich ihr eine Steilvorlage gegeben – selbst Schuld. Absehbar und künstlich regt sie sich über meinen überzogenen Vergleich auf. „Du willst doch wohl ein Tier nicht mit einem Kind gleichsetzen!“ Schreit sie mich empört wie hilflos an.
„Nein, es geht doch gar nicht um Dein Kind! Verstehst Du das nicht?“ brülle ich genauso laut zurück. „Man hetzt niemand Stärkeren auf jemand Schwächeren!“
Wir beide wissen, es ist alles gesagt. Ihr Köter läuft laut bellend während unseres Gefechtes einer weiteren Gruppe von Schwänen hinterher.
„Siehst Du? Ich kann gar nichts dagegen tun! Er macht es doch eh!“
Ich berühre sie kurz am Arm. „Ja, das sehe ich. Und trotzdem musst Du alles dafür tun, dass er es nicht mehr macht. Das ist Dein Hund.“
Sie nickt unmerklich und schiebt mir eine Hand hin: „Vertragen wir uns?“ Ich bin gerührt von dieser plötzlichen, unweigerlichen Nähe und nehme dankbar über ihr Angebot ihre feuchte Handfläche in die Meine. „Klar. Habt einen guten Rutsch!“