Gestern haben wir es endlich geschafft unserem älteren Nachbarn ein Radio zu organisieren. Er freut sich sehr und probiert sich an den Knöpfen und Rädern mehrmals aus, um dann immer wieder erneut zu fragen, wozu dieser oder jener Knopf gut sei. Es wird ein interessantes Unterfangen für die nächste Zeit werden, besonders für die unmittelbare Nachbarschaft, was Lautstärke und Senderwahl angeht.

Er lauscht den ersten aktuellen Nachrichten nach langer Zeit und sie beginnen mit dem antisemitischen Anschlag in Halle an Yom Kippur. Das Gesicht des älteren Herrn zieht sich zusammen, runde Hautwölbungen spannen sich auf, rötlich verfärbend. So eng wird es nur, wenn er von der Bombardierung Magdeburgs während des zweiten Weltkriegs erzählt oder vom Sieg der deutschen Nationalmannschaft 1954 in Bern. Zwischen den zusammen gekniffenen Augenlidern quetschen sich helle Tränen hindurch. So lange, bis die Nachrichtensprecherin auf die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises kommt und die Falten mit einem leisen Schniefen Augen, Nase und Mund frei geben.