In einer sehr sehenswerten Doku auf arte „Aus der Traum? Die Amerikaner im Wahljahr“ über Menschen in den USA im Wahljahr 2020 sagt eine junge Studentin von ca. 20 Jahren, dass sie es nicht verstehen könne, warum sich ihre vermeintlichen Freunde an der Uni einen Tag nach der Wahl Trumps 2016 von ihr als bekennenden Anhängerin abgewandt haben.

Ich muss zugeben, dass ich es mittlerweile ein spannendes Experiment in Toleranz und bedingungsloser Liebe fände, wäre eine/r meine/r Freunde/innen Trump-Fan.

Diese durchaus einnehmende junge Frau engagiert sich nun sehr ergiebig im Wahljahr für ihr Idol. Was mich nur gänzlich umgehauen hat, war ihre krude-tautologische Begründung, warum es richtig und wichtig sei, dass sie das unsichtbare Tragen einer Waffe für sich habe beantragen können: auf ihr öffentliches Eintreten für das uneingeschränkte Waffenrecht habe sie Morddrohungen erhalten. Nun würde sie als Folge daraus eine bei sich haben.

Gut, jemanden mit dem Tode zu bedrohen, weil jener für ein allgemeines Waffenrecht plädiert ist natürlich genauso hirnrissig. Aber bleiben wir hier in diesem Fall bei der ihren Argumentationslinie. Was soll man dazu sagen?

All jene verwirrenden Aussagen, die in den letzten vier Jahren aus dem Umfeld des Weißen Hauses kamen, folgen ihrer eigenen Logik, die schier sprachlos macht, weil sich der gemeinsame Nenner der Verständigung über Sprache nicht mehr einstellen will. Er scheint weg gebrochen zu sein – Menschen deuten mit Worten etwas völlig anderes – so als ob da jemand auf Äpfel zeigt und felsenfest behauptet, es seien Birnen. Wir befinden uns meiner Meinung nach in einer Phase, in der nicht sicher ist, ob wir uns überhaupt alle mal wieder darauf einigen können, was da eigentlich vor uns liegt und vielleicht erging es ihren sich distanzierenden Freunden ähnlich.

Andererseits – sind echte Freunde nicht auch in schwierigen Zeiten für einen da? Es muss doch eine Erklärung geben. Als umsichtiger Freund müsste man da mal nachhaken.
Ich habe dann angesichts dieser wirklich nicht unsympathischen Frau überlegt, ob sie vielleicht in der Nähe eines Atomkraftwerks groß geworden ist oder unweit eines großen Sendemastes. Es ist auch möglich, dass ein Aneurysma einer Hirn versorgenden Arterie zur Mangeldurchblutung bestimmter dahinter liegender Areale führt. Damit kann man eine Zeit lang ganz gut leben.

In dem Film „Alle sagen I love You“ von Woody Allen passiert dies einem jungen Protagonisten und er schwenkt dadurch – ursprünglich in einem demokratischen Haushalt groß geworden – in einen sehr martialischen Jargon um, welcher in dem Film den Republikanern zugesprochen wird. Sein Vater ist völlig außer sich – sehr lustig anzusehen! Am Ende finden sie durch eine ärztliche Untersuchung die Ursache für seinen Sinneswandel – eine Arterie in seinem Kopf war verengt und hat eine lokale Schwellung verursacht. Daraufhin können laut des Arztes auch schwere Persönlichkeitsstörungen auftauchen. Ursache behoben – politische Aussagen revidiert. So einfach kann das in der Welt der kreativen Lösungsansätze Hollywoods gehen. Und vielleicht müssen wir da öfter hin schauen, wenn wir weiterhin mit dieser Daily Soap konfrontiert sein sollten.

Hoffen wir jedenfalls für diese junge Studentin aus den USA erstmal das Beste.