Meine Nachbarn sind Künstler. Ich betone das hier, um damit den Fakt zu unterstreichen, dass es wenig Gesetzmäßigkeiten gibt, um gewisse Verhaltensformen einzuordnen oder gar zu verstehen.
Ich bekam vor ein paar Tagen eine SMS von ihm, ob ich etwas im Haushalt helfen könne, würde auch nicht lange dauern. Ich hatte ein bisschen Stress zu der Zeit und schrieb zurück, dass ich es erst ein paar Tage später schaffen würde. Kein Problem, kam es als Antwort zurück.
Ich wunderte mich, warum er nicht das Anliegen mit seiner Freundin zusammen erledigen konnte, fragte aber nicht weiter nach.
Nun klingelte ich ein paar Tage später an deren Tür, um kurz mitzuteilen, dass ich immer noch keine Zeit hatte, wollte mir jedoch kurz Auskunft darüber geben lassen, was anstehen würde.
Er zeigte auf eine Anreihung von fünf kleinen Bildchen, die an einer Wand im Flur hingen.
„Ja, und?“ Fragte ich verständnislos.
„Die Bilder hängen schief und der Abstand zueinander ist auch nicht gleich. Ich brauche jemanden, der die Wasserwaage hält und ich den Abstand zueinander ausmessen kann.“
Seine Freundin stand daneben und nickte.
Ich schaute ihn an. Ich schaute sie an. Einen langen Moment war ich sprachlos. Sie schienen es gar nicht zu bemerken. „Äh, und warum hilft sie Dir nicht?“ Ich zeigte auf seine Freundin.
„Oh nein,“ abwehrend hob er seine Hände, „das geht auf gar keinen Fall, wir fangen sofort an zu streiten.“
Sie nickte ebenso vehement wie ernsthaft. „Nein, das geht leider nicht. Wir können nichts zusammen im Haushalt machen, das endet immer böse.“
Ich weiß nicht, ob ich angesichts dieser Klarheit fasziniert oder einfach nur fassungslos sein soll.