Ich stehe mit dem Bike an einer roten Ampel. Es ist weit und breit kein Fußgänger in Sicht, kein Auto brummt von links nach rechts. Neben mir hält in recht langsamem Modus ein anderer Biker – ein Fahrradkurier – ergo ein Professioneller. Ich sehe zu ihm rüber.

„Hältst Du eigentlich immer an einer roten Ampel?“

Er antwortet nicht gleich, sondern schaut mit leerem Blick über die leere Kreuzung. „Ich bin letzte Woche beim rechts Abbiegen erwischt worden.“

Ich seufze. „Ich auch.“

Da stehen wir… nebeneinander an jenem weißen Streifen und warten. Es ist ein seltsam ungewohnter Moment, in dem ich mich für meine vorgegebene Angepasstheit als lächerlich empfinde.

Artig treten wir sodann in die Pedale. Er zuckt leicht mit der Schulter zum Abschied, erklärend: „Wird halt teuer…“

Geteiltes Leid ist und bleibt halbes Leid.